Jazz-Soirée im Stadtsaal, Zofingen vom 13. November 2021
Jazz-Soirée mit Louis Armstrong Sound
Am Samstagabend wagte der jazzclub-zofingen mit seiner Jazz-Soirée eine musikalische Zeitreise in die 1940er Jahre.
Nach den vergangenen Veranstaltungen mit der Wynavalley Oldtime Jazzband im Gasthof Linde, dem Blues-Konzert im Palass, der Jazz-Matinée im BZZ und dem Celtic-Folk Konzert im Kulturhaus West, strömte das Publikum am vergangenen Samstag in grosser Zahl in den Stadtsaal. Die Kombination von kulinarischen und musikalischen Leckerbissen scheint bei den Jazz-Interessierten gut anzukommen.
Ernie’s Organ Dream
An der Fensterfront im Stadtsaal war eine zweite Bühne aufgebaut, wo die Schweizer Band «Ernie's Organ Dream» sich installiert hatte. Namensgeber und geistiger Vater des Trios ist Ernst Halter an der Hammondorgel. Beat Baumli an der Gitarre und Reto Ohnsorg (z.Z. Peter Preibisch) an den Drums lassen die Formation zum Trio werden.
Das gut aufeinander eingespielte Trio spielte den Jazzfreunden Jazzstandards im Orgeltrio Stil. Eine weitere Klangfarbe kam von Zeit zu Zeit mit der Stimme von Alma Cilurzo dazu.
Die Formation bot dem Ohr eine gelungene Ergänzung in einem anderen Soundkleid. Sie spielten eine Mischung aus Ohrwürmern, wie Autumn Leaves und weniger bekannten Standards aus ihrem grossen und vielseitigen Repertoire.
Die Musik von Louis Armstrong als Vorbild
Mit einem herzhaft gesungenen «Good Evening Everybody» stiegen die «Armstrong’s Ambassadors» in ihr erstes Set auf der Stadtsaal Bühne ein. Der kraftvolle Auftritt holte sich die uneingeschränkte Aufmerksamkeit des Publikums und das international besetzte Sextett begeisterte mit seinen Interpretationen. Das Klang-Vorbild ist der Sound von Louis Armstrong und seiner Dixieland Formation der 1940er Jahre mit Songs wie «Hello Dolly», «Mack the knife» oder «High Society».
Bekannte Phrasen und musikalische Markenzeichen sind wieder zu erkennen. Simon Holliday (Piano, England/Deutschland), Colin Dawson (Trompete, England) John Service (Posaune, England/Schweiz), Engelbert Wrobel (Klarinette, Deutschland), Sébastian Girardot (Kontrabass, Australien) und Bernhard Flegar (Drums, Deutschland) versuchen aber nicht jeden Halbton zu kopieren, sondern spielen ihre eigenen Versionen der Songs.
Beeindruckend ist die Wirkung, wenn dynamische Ebenen variiert und die Reduktion der Instrumente so gestaltet werden, dass plötzlich nur noch der Kontrabassist auf der Bühne steht und versunken sein virtuoses Solo spielt.
MIT EINEM NEUEN PRÄSIDENT INS JUBILÄUMSJAHR
Im kommenden Jahr wird der jazzclub-zofingen 25 Jahre jung. Seit Januar dieses Jahres ist Roland GremIich der Nachfolger von Andreas Krenger als Präsident.
Ein Jubiläum bietet immer Gelegenheit, die Vergangenheit aber auch die Zukunft zu beleuchten. Von einer Gruppe jazzbegeisterter Menschen gegründet, veranstaltet der Verein jedes Jahr hochstehende Jazz Konzerte in verschiedenen Lokalen in der Stadt Zofingen. Roland Gremlich erzählte, dass sich dutzende von Formationen jedes Jahr direkt bei ihm melden und der Vorstand dadurch die Chance hat, aus unzähligen hochstehenden Musikern eine Auswahl für die Konzerte zu treffen. Im Gespräch wurde aber auch schnell klar, was Roland Gremlich für die Zukunft des jazzclub-zofingen anpacken muss. Die treuen Mitglieder sind miteinander älter geworden und das Erreichen jüngerer Mitglieder ist wichtig. Gesucht werden engagierte jazzinteressierte Menschen, die gerne mithelfen das Jazz Angebot in Zofingen auch in Zukunft aufrechtzuerhalten.
Drei Engel und ein Flügel
Wer jetzt Lust auf Jazz-Konzerte in Zofingen bekommen hat, ist herzlich eingeladen am nächsten Konzert am 10. Dezember 2021 um 20.00 Uhr im Palass in Zofingen mit *The Mirabellas" Swingin' Ladies dabei zu sein. Drei tolle Frauenstimmen mit Pianobegleitung interpretieren Swing Klassiker im Stil der «Andrews Sisters».
Yvonne Glur, Freie Mitarbeiterin Zofinger Tagblatt. Fotos Stefan Glur
Weitere Fotos in der Galerie
Armstrong's Ambassadors - "When I Grow Too Old To Dream"
https://www.youtube.com/watch?v=Rk1QkGUCZPo
Jazz-Soirée, Stadtsaal Zofingen
Colin Dawson (tp) John Service (tb) Engelbert Wrobel (cl) Simon Holliday (p) Sebastien Girardot (b) Bernard Flegar (dr) November 13th, 2021
Jazz Soirée im Stadtsaal Zofingen vom 14.11.2020 musste leider abgesagt werden (Covid-19) / Neu 13. November 2021
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Rückblick Jazz-Soirée im Stadtsaal 16.11.2019
PAT'S BIG BAND
Der jazzclub-zofingen organisierte am letzten Samstag die 23. Jazz-Soirée. Zwischen Apéro und feinem Nachtessen, serviert vom Team Hotel Zofingen, genoss das zahlreich erschienene Publikum Swing vom Feinsten. Die 18 Musiker der Pat’s Big Band spielten unter der Leitung des Bandleaders und Sängers Patrick Dill Original-Arrangements von Benny Goodman, Glenn Miller, Duke Ellington, Count Basie. Frank Sinatra und weiteren Jazzgrössen. Auch aktuelle Swing-Arrangements von Robbie Williams, Michael Bublé und Tom Gaebel waren zu hören. Unterstützt wurden sie durch die Sängerin Patricia Kunz.
Am Anfang des dritten Sets gab die Band einen lebhaften Einblick in ihr umfassendes Tanzrepertoire, welches im ganzen Saal von vielen Tanzpaaren genutzt wurde.
Kurz zusammengefasst, es war eine abwechslungsreiche, gelungene Jazz-Soirée 2019. kaa
Rückblick Jazz-Soirée im Stadtsaal 17.11.2018
Traditionelle Zöpfe teilweise abgeschnitten
Zofingen An der 22. Jazz-Soirée im Stadtsaal bewies der Jazzclub Zofingen bei der Bandauswahl Mut
Die Liebhaber des Traditionellen kamen im ersten Block direkt auf ihre Kosten. The Piccadilly Six verfügt über jahrzehntelange Erfahrung. Gegründet 1965, sorgen sie seitdem für Spass und gute Laune. Mit Dixieland und Swing brachten sie ihr breit aufgestelltes Repertoire mit einer gesunden Portion Humor unter die Leute. Mozart hätte sich vermutlich nie vorstellen können, dass sein Werk «Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein» zu einem Dauerbrenner im Jazz werden könnte.
Der mittlere Teil des Abends wurde von der Martin Lechner Band bestritten – und der sorgte für ordentliche Überraschungen. Allein das Erscheinungsbild war ungewohnt, aber cool. In Jeans, Käppi, am Flügel lehnend und mit den Händen im Hosensack entsprachen sie jetzt nicht unbedingt dem klassischen Anblick einer Jazzformation. Aber sie brachten auch keinen traditionellen Jazz auf die Bühne. Die Band setzt sich aus studierten Jazzmusikern zusammen. Sänger und Frontmann Martin Lechner hingegen nahm musikalisch gesehen den Weg über den Soul. Zusammen ergab das spannende, abwechslungsreiche und relativ moderne Interpretationen quer durch 80 Jahre Musikgeschichte.
Der Mut, Neues zu präsentieren
Das Publikum reagierte auf die Martin Lechner Band durchwachsen und eher zurückhaltend. Was aber sehr schade war – denn die junge Band hätte definitiv mehr Begeisterung verdient. Man könnte ihnen jetzt ankreiden, dass sie «nur» covern. Aber so genial muss man das erstmal können. Der musikalische Streifzug reichte von den 30er bis zu den 90er Jahren: «Das nächste Stück ist von Michael Jackson. Aber natürlich im Jazzgewand. Keine Angst», witzelte Martin Lechner. Die Einflüsse des Soul waren bei den meisten Darbietungen deutlich zu hören. Eine einschmeichelnde Stimme, gepaart mit einer wilden Rauheit klingt widersprüchlich, ergibt aber eine besondere Mischung, die unweigerlich fasziniert. Die Hingabe zur Musik, das charmante Wesen und die Leidenschaft war beeindruckend. Nat King Cole oder Bill Withers heissen die Vorbilder des Sängers. Die Songs derer wurden einfach in etwas modernere Gewänder verpackt. Eine Richtung, die dem Anlass sehr gut zu Gesicht stand. Der Jazzclub Zofingen bewies mit der Band Mut. Gegen Ende des Abends wurde das auch in den Schlussworten des Präsidenten deutlich. «Ich weiss nicht, wie es für Sie war. Aber mir hat es sehr gut gefallen», so Andreas Krenger. Doch auch hier konnte sich das Publikum nicht durchringen, etwas Begeisterung aufkommen zu lassen. Dass traditionelle Zöpfe teilweise abgeschnitten wurden, passte vielen nicht. Es wäre aber schön, wenn sich die Einstellung der Jazzliebhaber etwas ändern würde. Damit sich auch in Zukunft die Moderne mit dem Traditionellen verbinden kann.